Veröffentlicht am Februar 15, 2024

Die Kernbotschaft: Surfen ist keine Metapher, sondern ein direktes neuro-kognitives Training, das die Qualität Ihrer Wahrnehmung vor der Entscheidung schult – die entscheidende Fähigkeit für Schweizer Manager in Krisen.

  • Es verkürzt die „Wahrnehmungslatenz“ und ermöglicht, komplexe Muster unter Druck schneller zu erkennen als bei traditionellen Seminaren.
  • Methoden wie das „Urge Surfing“ schaffen eine „präfrontale Bremse“ gegen impulsive Fehlentscheidungen (Amygdala-Hijack).

Empfehlung: Beginnen Sie mit kontrollierten Umgebungen wie Alaïa Bay im Wallis, um die neuronalen Grundlagen zu schaffen, bevor Sie die Komplexität schrittweise erhöhen.

Für Manager in den volatilen Märkten der Schweiz – von der Finanzbranche in Zürich bis zur Pharmaindustrie in Basel – ist die Fähigkeit, unter extremem Druck klare und schnelle Entscheidungen zu treffen, keine Option, sondern eine Überlebensnotwendigkeit. Der Markt ist gesättigt mit Angeboten: Leadership-Seminare, Management-Kurse, Stressbewältigungs-Workshops. Viele dieser Ansätze polieren an der Oberfläche, indem sie explizites Wissen vermitteln. Sie lehren Frameworks und Modelle, die im Moment der Krise, wenn das limbische System die Kontrolle übernimmt, oft versagen.

Man spricht oft davon, „aus der Komfortzone“ zu treten, doch selten wird der Mechanismus dahinter erklärt. Was, wenn der Schlüssel nicht in theoretischen Fallstudien, sondern in der direkten, physischen Konfrontation mit unvorhersehbarer Dynamik liegt? Was, wenn die Lösung nicht darin besteht, mehr zu *wissen*, sondern besser *wahrzunehmen*? Genau hier setzen wir an. Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung von Sport als blossem Stressabbau. Wir werden aufzeigen, dass Wellenreiten ein hochwirksames neuro-kognitives Trainingsinstrument ist. Es ist kein metaphorisches Training, sondern eine direkte Reprogrammierung der neuronalen Schaltkreise, die für Krisenentscheidungen verantwortlich sind.

Wir analysieren, warum das Lesen einer Welle dem Erkennen eines Markttrends gleicht, wie Sie durch einen konkreten 3-Monats-Plan Ihre Entscheidungslatenz drastisch reduzieren und wie Sie durch Beobachtungstechniken Jahre des Trial-and-Error überspringen können. Es geht darum, implizites Wissen aufzubauen, das in Sekundenbruchteilen abrufbar ist – genau dann, wenn es darauf ankommt.

Warum macht Wellenreiten Sie zum besseren Krisenmanager im Büro?

Die Antwort liegt in der Art des Wissens, das erzeugt wird. Ein Management-Seminar vermittelt explizites Wissen – Regeln und Abläufe. Surfen hingegen kultiviert implizites Wissen. Es ist die Fähigkeit, in einem chaotischen Umfeld Muster zu erkennen, ohne bewusst darüber nachzudenken. Jede Welle ist ein einzigartiges Problem mit einem Zeitfenster von Sekunden für die Lösung. Sie lernen nicht, einem Plan zu folgen, sondern sich an eine konstant verändernde Realität anzupassen. Dieser Prozess schult direkt die neuro-kognitive Flexibilität, die ein Krisenmanager benötigt, wenn der ursprüngliche Plan scheitert.

Ein zentraler Faktor ist die Kontrolle über das eigene Nervensystem. Unter Druck schüttet der Körper Cortisol aus, was die Funktion des präfrontalen Kortex – unseres rationalen Gehirnzentrums – beeinträchtigt. Surfen zwingt Sie, unter körperlichem Stress ruhig zu bleiben und klare Entscheidungen zu treffen. Dies trainiert Ihre Herzfrequenzvariabilität (HRV), ein messbarer Indikator für Stressresistenz. Eine höhere HRV korreliert mit besserer emotionaler Regulierung und kognitiver Funktion. Wie eine Studie zeigt, hängt die HRV direkt mit einem Gefühl der Ruhe und Wachheit zusammen: Je ruhiger und wacher sich Testpersonen fühlten, desto höher war ihre HRV.

Fallbeispiel: Alaïa Bay als Trainingskonzept für Schweizer Führungskräfte

Das Wellenbad Alaïa Bay im Wallis ist mehr als eine Freizeitattraktion; es ist ein perfektes Labor für Entscheidungstraining. Mit bis zu 380 künstlich erzeugten Wellen pro Stunde lassen sich Stresssituationen kontrolliert und wiederholbar simulieren. Führungskräfte können hier in einem sicheren Rahmen lernen, Muster in der Welle zu erkennen, ihre Positionierung anzupassen und in Sekundenbruchteilen zu reagieren – Fähigkeiten, die direkt auf die schnelle Analyse von Marktdaten oder die Reaktion auf eine plötzliche Lieferkettenunterbrechung übertragbar sind. Die erfolgreiche Adaption für Para-Surf-Trainings im Jahr 2023 unterstreicht zudem die enorme Anpassungsfähigkeit des Konzepts für unterschiedliche Bedürfnisse.

Diese Fähigkeit, unter Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, ist die Grundlage für jede gute Entscheidung. Surfen ist somit ein direktes Training des autonomen Nervensystems.

Wie Sie durch 3-monatiges Surf-Training Ihre Entscheidungslatenz halbieren?

Theoretisches Wissen allein verändert keine Verhaltensmuster unter Druck. Um die Entscheidungslatenz – die Zeit von der Wahrnehmung eines Problems bis zur Einleitung einer Handlung – wirklich zu verkürzen, bedarf es eines strukturierten, progressiven Trainings. Ein 3-Monats-Programm, das auf den Prinzipien der Neuroplastizität basiert, kann hier transformative Ergebnisse liefern. Es geht nicht darum, blind zu üben, sondern gezielt die Phasen des Entscheidungsprozesses zu trainieren: Wahrnehmung, Analyse und Handlung.

Der erste Monat konzentriert sich vollständig auf die Mustererkennung. Hier lernen Sie, die „Sprache“ des Ozeans (oder der künstlichen Welle) zu lesen. Es geht darum, die subtilen Zeichen zu erkennen, die eine gute von einer schlechten Welle unterscheiden. Dies ist direkt analog zur Fähigkeit eines Managers, schwache Signale in einem Marktbericht zu identifizieren. Jede Session wird durch eine Feedback-Analyse ergänzt, um die Lernkurve zu beschleunigen.

Im zweiten Monat wird die Intensität erhöht. Nun stehen gezielte Übungen zur Reaktionsschnelligkeit und Stressadaption im Vordergrund. Dies kann durch kürzere Entscheidungfenster oder komplexere Wellenbedingungen simuliert werden. Das Ziel ist es, die Amygdala-Reaktion (den „Fight-or-Flight“-Instinkt) zu desensibilisieren und den präfrontalen Kortex online zu halten.

Der dritte Monat ist dem Transfer gewidmet. Was im Wasser gelernt wurde, muss im Büro Anwendung finden. Hier kommen sogenannte „Decision-Sprints“ zum Einsatz, eine Methode, die direkt aus dem Surf-Training abgeleitet ist.

Ihr 3-Monats-Aktionsplan zur Halbierung der Entscheidungslatenz

  1. Monat 1 (Mustererkennung): Planen Sie wöchentliche Basis-Sessions (z.B. in Alaïa Bay). Führen Sie nach jeder Session eine 15-minütige Feedback-Analyse durch: Welche Muster haben Sie erkannt? Welche Signale haben Sie übersehen?
  2. Monat 2 (Stressadaption): Erhöhen Sie die Komplexität durch gezielte Übungen zur Reaktionsschnelligkeit. Variieren Sie die Wellentypen oder verkürzen Sie bewusst die Zeit zur Positionierung.
  3. Monat 3 (Transfer ins Business): Implementieren Sie wöchentliche „Decision-Sprints“. Nehmen Sie sich für 3 operative Aufgaben ein festes Zeitlimit von maximal 120 Sekunden pro Entscheidung, um das trainierte schnelle, intuitive Denken anzuwenden.
  4. Kontinuierliche Evaluation: Dokumentieren Sie wöchentlich eine schwierige Entscheidung im Job und analysieren Sie Ihren Prozess: War er impulsiv oder intuitiv-fundiert?
  5. Integration & Erholung: Planen Sie zwischen den Intensivphasen bewusst Pausen ein, damit Ihr Gehirn die neuen neuronalen Muster festigen kann.

Wellen, Ring oder Simulation: Was trainiert Krisenentscheidungen am effektivsten?

Führungskräfte in der Schweiz haben eine breite Auswahl an Trainingsmöglichkeiten, von klassischen Management-Seminaren über Outdoor-Trainings bis hin zu digitalen Simulationen. Doch nicht jede Methode trainiert die für echte Krisen relevanten Fähigkeiten gleichermassen. Der entscheidende Unterschied liegt in den Dimensionen Vorhersehbarkeit und Dynamik. Ein Seminarraum bietet hohe Vorhersehbarkeit und niedrige Dynamik – eine sterile Umgebung, die wenig mit der chaotischen Realität einer Marktkrise zu tun hat.

Surfen, insbesondere in einem dynamischen Umfeld wie dem Ozean oder selbst in der kontrollierten Umgebung von Alaïa Bay, bietet das genaue Gegenteil: niedrige Vorhersehbarkeit und hohe Dynamik. Sie können eine Welle nicht kontrollieren, sondern nur auf sie reagieren und Ihre Position innerhalb des Systems optimieren. Dies zwingt das Gehirn, von einem linearen, planungsbasierten Modus in einen agilen, adaptiven Modus zu wechseln. Es ist das perfekte Training für ein VUKA-Umfeld (volatil, unsicher, komplex, ambigue).

Visualisierung der Unvorhersehbarkeits-Matrix mit verschiedenen Trainingsmethoden im Vergleich, die das Surfen im dynamischen Quadranten positioniert.

Diese Visualisierung zeigt deutlich, warum Surfen eine einzigartige Trainingsform darstellt. Während ein Seminar explizites, regelbasiertes Wissen vermittelt, baut das Surfen implizites, erfahrungsbasiertes Wissen auf, das unter Druck intuitiv abrufbar ist. Der Transfer ins Business erfolgt nicht über auswendig gelernte Modelle, sondern über ein fundamental verändertes Reaktionsmuster des Gehirns.

Die folgende Tabelle, basierend auf Analysen von Trainingsanbietern wie der Outdoor Training Academy, stellt die Methoden vergleichend gegenüber und berücksichtigt dabei auch den Kostenfaktor in der Schweiz.

Vergleich von Trainingsmethoden für Krisenentscheidungen
Methode Vorhersehbarkeit Dynamik Kosten CHF Transferierbarkeit
Surfen/Alaïa Bay Niedrig Hoch 200-500/Tag Implizites Wissen
Management-Seminar Hoch Niedrig 2000-5000/Tag Explizites Wissen
Outdoor-Training Mittel Mittel 800-1500/Tag Gemischt

Die Wahl der Methode hängt vom Trainingsziel ab. Geht es um das Erlernen eines spezifischen Prozesses, mag ein Seminar sinnvoll sein. Geht es jedoch um die Stärkung der fundamentalen Fähigkeit, in unvorhersehbaren Situationen zu bestehen, ist Surfen überlegen.

Schnell entscheiden ohne überzureagieren: Die Balance zwischen Analyse-Paralyse und Impulsivität

Die grösste Herausforderung für Manager unter Druck ist der schmale Grat zwischen zwei Extremen: der Analyse-Paralyse, bei der aus Angst vor Fehlern gar nicht gehandelt wird, und der impulsiven Überreaktion, die durch den sogenannten „Amygdala-Hijack“ ausgelöst wird. Schnelle Entscheidungen dürfen nicht mit unüberlegten Entscheidungen verwechselt werden. Das Ziel ist nicht, schneller zu *reagieren*, sondern schneller *wahrzunehmen* und fundiert zu *handeln*.

Hier zeigt sich die wahre Tiefe des Surf-Trainings. Es geht nicht nur um die physische Handlung, sondern um die vorgeschaltete Wahrnehmung. Eine Studie mit Tischtennis-Nachwuchsspielern fand heraus, dass über 64% der Reaktionszeitunterschiede durch die Geschwindigkeit der visuellen Wahrnehmung erklärbar sind, nicht durch die reine motorische Reaktion. Top-Performer sehen und verstehen die Situation schneller. Surfen trainiert genau das: In Sekundenbruchteilen die Form, Geschwindigkeit und das Brechen einer Welle zu antizipieren.

Um die Lücke zwischen Wahrnehmung und impulsiver Handlung zu schliessen, kann eine Technik aus der Verhaltenstherapie extrem wirksam sein. Sie dient als eine Art „präfrontale Bremse“ gegen den Amygdala-Hijack.

Anwendung im Business: Die „Urge Surfing“-Technik

Ursprünglich von Dr. Alan Marlatt für die Suchttherapie entwickelt, ist „Urge Surfing“ eine mentale Technik, um impulsive Handlungen zu kontrollieren. Sie lässt sich perfekt auf Krisenentscheidungen im Management übertragen. Der Prozess, der auf dem Konzept des bewussten Beobachtens basiert, besteht aus drei Phasen: 1. Wahrnehmen: Erkennen Sie den aufkommenden Impuls zu handeln (z.B. eine E-Mail sofort wütend zu beantworten), ohne ihn zu bewerten. 2. Raum schaffen: Beobachten Sie den Drang für einige Sekunden wie eine Welle, die ansteigt und wieder abebbt. Beschreiben Sie ihn innerlich neutral („Ich spüre den Drang, X zu tun“). 3. Bewusst entscheiden: Nachdem die erste emotionale Spitze vorüber ist, treffen Sie eine rationale Entscheidung. Diese 2-3 Sekunden Pause sind oft der Unterschied zwischen einer katastrophalen und einer brillanten Reaktion.

Diese Technik, regelmässig im Alltag und beim Surfen geübt, stärkt die Verbindungen zum präfrontalen Kortex und schwächt die automatische, oft schädliche Impulsreaktion der Amygdala.

Von 1-Meter-Wellen zu 3-Meter-Wellen: Wann Sie die Druckstufe erhöhen sollten?

Ein fundamentaler Fehler im Training, sei es im Sport oder im Management, ist eine zu schnelle oder eine zu langsame Steigerung der Belastung. Erhöht man den Druck zu schnell, führt dies zu Überforderung, Frustration und einem Rückfall in alte, ineffiziente Muster. Bleibt man zu lange in der Komfortzone, stagniert die Entwicklung. Die Lösung liegt in einem progressiven und datengesteuerten Belastungsaufbau, der sich an objektiven Stressindikatoren orientiert.

Im Surfen ist die Metapher offensichtlich: Man beginnt nicht mit 3-Meter-Wellen. Man meistert erst die 1-Meter-Welle, stabilisiert die Technik und erhöht dann schrittweise die Herausforderung. Im Management-Kontext bedeutet dies, nicht sofort die grösste Unternehmenskrise simulieren zu wollen, sondern die Komplexität und den Zeitdruck von Entscheidungen graduell zu steigern. Ein hervorragendes Werkzeug zur Steuerung dieser Progression ist das Monitoring der Herzfrequenzvariabilität (HRV). Ein stabiler oder steigender morgendlicher HRV-Wert signalisiert, dass der Körper gut adaptiert und bereit für eine höhere Belastung ist. Ein abfallender Wert ist ein klares Signal für notwendige Regeneration.

Stufenweiser Aufbau von kleinen zu grossen Wellen als Metapher für progressives Entscheidungstraining unter Druck.

Dieses Bild illustriert perfekt das Prinzip des progressiven Trainings. Jede Stufe muss gemeistert werden, bevor die nächste in Angriff genommen wird. Die HRV dient hierbei als Ihr persönlicher Coach, der Ihnen sagt, wann Sie bereit für die „nächste Wellengrösse“ sind. Ein solches Vorgehen stellt sicher, dass Sie sich konstant an der Grenze Ihrer Fähigkeit bewegen – dem optimalen Bereich für Wachstum.

Ein auf HRV-Monitoring basierender Plan zur Belastungssteigerung könnte folgende Schritte umfassen:

  • Baseline etablieren: Führen Sie für 2-4 Wochen tägliche Morgenmessungen Ihrer HRV durch, um einen verlässlichen individuellen Ausgangswert zu ermitteln.
  • Belastung bei stabiler HRV steigern: Erhöhen Sie die Komplexität der Entscheidungen oder die „Wellengrösse“ nur dann, wenn Ihre HRV-Werte über mehrere Tage stabil im grünen Bereich bleiben.
  • Wöchentliche Evaluation: Passen Sie die Intensität Ihres Trainings (sowohl sportlich als auch beruflich) basierend auf den objektiven Stressindikatoren an, nicht nur auf Ihrem subjektiven Gefühl.
  • Recovery-Phasen einplanen: Planen Sie nach jeder signifikanten Intensitätssteigerung bewusst 48-72 Stunden für die Regeneration ein, um eine Superkompensation zu ermöglichen.

Warum macht Mannschaftssport Sie zu einem besseren Team-Leader als jedes Seminar?

Führung ist kein Monolog. Die stärkste individuelle Entscheidungskompetenz ist wertlos, wenn sie nicht in eine funktionierende Teamdynamik eingebettet ist. Während viele Mannschaftssportarten Teamwork lehren, bietet Surfen ein einzigartiges Modell für die Führung in agilen, selbstorganisierten Teams. Die ungeschriebenen Gesetze des „Line-ups“ – dem Wartebereich der Surfer auf die Wellen – sind ein perfektes Abbild moderner Organisationsstrukturen.

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Im Gegensatz zu hierarchischen Sportarten gibt es im Line-up selten einen formellen Anführer. Führung entsteht situativ. Die „Priority“ (das Recht auf die nächste Welle) wird nicht durch Titel, sondern durch Positionierung, Timing und Kompetenz erworben. Respekt muss man sich durch das Lesen der Situation und das Demonstrieren von Können verdienen. Ein Leader in diesem Kontext ist jemand, der die Gruppe durch sein Beispiel leitet, Risiken für alle einschätzt und die „Regeln“ so anwendet, dass alle davon profitieren – eine perfekte Metapher für Servant Leadership.

Fallstudie: Surf-Etikette als Modell für agile Teams

Die komplexe soziale Dynamik beim Wellenreiten spiegelt präzise die Herausforderungen in agilen Business-Teams wider. Konzepte wie die „Priority-Regel“ sind direkt übertragbar auf die Zuteilung von Aufgaben in einem Sprint, bei der nicht die Hierarchie, sondern die beste Position zur Lösung des Problems entscheidet. Die kollektive Risikobewertung, bei der erfahrenere Surfer die Gruppe vor gefährlichen Strömungen warnen, ist ein Modell für psychologische Sicherheit und proaktives Risikomanagement. Die Rolle des Spotters am Strand, der aus einer anderen Perspektive Feedback gibt, ähnelt der eines Scrum Masters oder Agile Coaches – eine nicht-hierarchische Rolle, die dem Team zur besseren Performance verhilft. Diese ungeschriebenen Surf-Regeln bieten somit erprobte Modelle für eine effektive Selbstorganisation.

Ein Manager, der diese Dynamik im Wasser erlebt und meistert, entwickelt ein tiefes, intuitives Verständnis für nicht-hierarchische Führung, das in keinem Seminar vermittelt werden kann. Er lernt, durch Einfluss statt durch Anweisung zu führen.

Warum beschleunigt gezieltes Beobachten Ihr Lernen 5x schneller als blindes Üben?

Die Vorstellung, dass Meisterschaft allein durch 10.000 Stunden blinder Praxis entsteht, ist überholt. Neuro-wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass gezieltes Beobachten und mentales Modellieren den Lernprozess dramatisch beschleunigen können. Wenn wir einem Experten zusehen, werden in unserem Gehirn sogenannte Spiegelneuronen aktiviert. Diese simulieren die beobachtete Handlung, als ob wir sie selbst ausführen würden. Dies schafft eine neuronale Blaupause, die das anschliessende physische Üben weitaus effektiver macht.

Es geht jedoch nicht um passives Zusehen, sondern um aktives Dekodieren. Sie müssen lernen, das „Was“ (die sichtbare Handlung) vom „Warum“ (dem unsichtbaren Entscheidungsprozess dahinter) zu trennen. Beim Surfen bedeutet das: Beobachten Sie nicht nur, *wie* ein Experte auf der Welle fährt, sondern *wo* er hinschaut, *wann* er seine Gewichtsverlagerung einleitet und *welche* Wellen er bewusst auslässt. Diese subtilen Hinweise verraten seine mentale Heuristik.

Die Effektivität hängt auch von der richtigen Frequenz ab. Es geht nicht darum, einmalig intensiv zu trainieren, sondern um regelmässige, wiederholte Reize. Eine Metaanalyse der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin zeigt, dass für optimalen Kraftzuwachs, ein Prinzip das auch auf neuronales Lernen übertragbar ist, zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche optimal sind. Dies gibt dem Gehirn Zeit, die neuen Muster zwischen den Einheiten zu konsolidieren.

Für den Transfer in den Manageralltag kann ein systematisches Beobachtungsprotokoll, wie es in Schweizer Führungstrainings verwendet wird, adaptiert werden:

  • Videoanalyse von Krisenentscheidungen: Analysieren Sie systematisch Pressekonferenzen von CEOs in Krisensituationen. Wie framen sie das Problem? Welche Sprache verwenden sie?
  • Körpersprache dekodieren: Fokussieren Sie bei Meetings auf die non-verbalen Signale Ihrer Vorgesetzten oder Mentoren in Stresssituationen. Was verrät ihre Haltung über ihre tatsächliche Verfassung?
  • Entscheidungs-Framing dokumentieren: Notieren Sie, wie erfahrene Kollegen komplexe Probleme strukturieren und kommunizieren, um sie für andere verständlich zu machen.
  • Mentales Modellieren: Versuchen Sie aktiv, die Entscheidungslogik und die zugrundeliegenden Heuristiken eines Mentors nachzuvollziehen. Fragen Sie direkt nach dem „Warum“ hinter einer Entscheidung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Surfen trainiert direkt die neuro-kognitive Anpassungsfähigkeit, indem es implizites Wissen in einem hochdynamischen Umfeld aufbaut.
  • Techniken wie „Urge Surfing“ und HRV-Monitoring bieten datengesteuerte Methoden, um die Balance zwischen Impulsivität und Analyse-Paralyse zu meistern.
  • Gezieltes Beobachten und Modellieren von Experten (im Wasser und im Büro) beschleunigt den Lernprozess signifikant, indem es neuronale Blaupausen schafft.

Spitzenathleten modellieren: Wie Sie durch Beobachtung 5 Jahre Trial-and-Error überspringen?

Der ultimative Beschleuniger für den Kompetenzerwerb ist das Modellieren von Exzellenz. Es ist der Prozess, die mentalen Modelle, Glaubenssätze und physiologischen Strategien von Spitzenleistern zu extrahieren und zu adaptieren. Anstatt das Rad neu zu erfinden, installieren Sie ein bewährtes Betriebssystem. Dies ist der Grund, warum Lehrlinge bei Meistern lernen und warum das „Shadowing“ in der Management-Ausbildung so effektiv ist.

Die Wissenschaft dahinter ist faszinierend. Wenn wir Experten beobachten, ahmen unsere Spiegelneuronen nicht nur ihre Bewegungen nach, sondern auch die damit verbundenen emotionalen und kognitiven Zustände. Neuroimaging-Studien bestätigen, dass es direkte Zusammenhänge zwischen der HRV und Gehirnarealen für Stressbewertung gibt. Indem Sie einen ruhigen, fokussierten Surfer oder Manager beobachten, lernt Ihr Nervensystem, diesen Zustand zu modellieren. Sie lernen nicht nur, was zu tun ist, sondern wie man sich dabei fühlt.

Praxisbeispiel: Der „Shadowing“-Ansatz in Schweizer Unternehmen

Das Management-Institut Dr. A. Kitzmann, das spezielle Programme in Zürich anbietet, nutzt den Shadowing-Ansatz gezielt für Führungskräfte. Teilnehmer begleiten einen erfahrenen Manager einen ganzen Tag lang, um dessen Entscheidungsheuristiken und mentale Modelle im realen Kontext zu erleben. Der Fokus liegt auf der Pattern Recognition – dem Erkennen wiederkehrender Muster im Verhalten des Mentors. In kleinen Gruppen wird der Tag reflektiert, um das beobachtete implizite Wissen in explizite, anwendbare Strategien zu übersetzen. Dieser Ansatz verkürzt die Lernkurve drastisch, da er direkt an erprobten Erfolgsmodellen ansetzt.

Der Prozess ist einfach, aber nicht leicht: Finden Sie einen Mentor – sei es ein erfahrener Surfer am Spot oder ein Senior Manager in Ihrem Unternehmen. Beobachten Sie nicht nur, was er tut, sondern wie er denkt. Stellen Sie Fragen, die auf den Prozess abzielen, nicht nur auf das Ergebnis. So überspringen Sie Jahre des mühsamen Ausprobierens und adaptieren direkt die Strategien der Besten.

Der Ozean ist das ehrlichste Trainingsfeld. Er gibt sofortiges, unmissverständliches Feedback. Die hier erlernten Fähigkeiten – das schnelle Erkennen von Mustern, die Kontrolle über die eigene Physiologie unter Druck und das intuitive Verständnis für komplexe Dynamiken – sind die wertvollsten Assets eines jeden Managers im 21. Jahrhundert. Beginnen Sie damit, Ihre nächste Herausforderung nicht als Problem, sondern als Welle zu sehen.

Geschrieben von Andrea Brunner, Andrea Brunner ist diplomierte Sportpsychologin FSP mit 12 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Leistungssportlern und berufstätigen Menschen mit Burnout-Symptomatik. Sie leitet eine Praxis für Sportpsychologie in Basel und ist zertifizierte EMDR-Therapeutin für sportbezogene Traumata.