Publié le 11 mai 2024

Entgegen der Annahme, dass uns unsere Lieblingshobbys erfüllen, führen sie nach Jahren oft zu neurologischer Stagnation, die Ihr persönliches Wachstum aktiv blockiert.

  • Die ständige Wiederholung derselben Aktivitäten schafft « neuronale Autobahnen », die Effizienz auf Kosten der Anpassungsfähigkeit und Kreativität fördern.
  • Die Lösung liegt nicht im Verzicht, sondern in der strategischen Einführung von nur einer neuen, kognitiv fordernden Aktivität pro Quartal.

Empfehlung: Betrachten Sie Ihre Freizeit nicht als Routine, sondern als « Wachstumsportfolio ». Planen Sie bewusst neue « kognitive Trampelpfade », um Ihre geistige Flexibilität und Ihre Fähigkeiten ganzheitlich zu entwickeln.

Das Wochenende naht und das vertraute Muster setzt ein: die übliche Wanderung in den Voralpen, die Runde mit dem Rennrad um den See oder der gemütliche Grillabend mit denselben Freunden. Diese Rituale sind das Fundament unserer Erholung, ein Anker der Stabilität. Sie fühlen sich gut an, sicher und vertraut. Aber was, wenn genau diese tröstliche Routine die unsichtbare Bremse für Ihre persönliche Entwicklung ist? Viele von uns spüren eine leise, nagende Langeweile, eine Ahnung, dass wir auf der Stelle treten, ohne zu verstehen, warum.

Wir suchen oft nach neuen Zielen oder grösseren Herausforderungen im Beruf, um diesem Gefühl der Stagnation zu entkommen. Wir lesen Bücher über Produktivität, hören Podcasts über Selbstoptimierung und übersehen dabei das mächtigste Werkzeug, das uns zur Verfügung steht: unsere Freizeit. Die gängige Meinung ist, dass Hobbys zur Entspannung dienen. Doch was, wenn ihre wahre Kraft darin liegt, unser Gehirn herauszufordern, es neu zu verdrahten und brachliegende Potenziale zu wecken? Was, wenn die wahre Ursache Ihrer Stagnation nicht ein Mangel an Ehrgeiz, sondern ein Mangel an kognitiver Vielfalt in Ihrer Freizeit ist?

Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung von Hobbys als blossem Zeitvertreib. Stattdessen positionieren wir sie als strategische Instrumente für lebenslanges Lernen und persönliche Entfaltung. Wir werden die neurologischen Gründe aufdecken, warum Ihre Komfortzone zur Entwicklungsfalle wird. Sie werden lernen, wie Sie Ihr Aktivitäten-Repertoire systematisch diversifizieren können, ohne Ihre geliebten Haupt-Hobbys aufzugeben. Es geht nicht darum, mehr zu tun, sondern darum, *anders* zu tun – und damit Ihr kreatives und kognitives Potenzial gezielt zu steigern.

Die folgenden Abschnitte bieten Ihnen einen fundierten Fahrplan, um aus der Freizeit-Monotonie auszubrechen. Sie erfahren, wie Sie Ihr persönliches « Wachstumsportfolio » an Aktivitäten zusammenstellen und Ihr Gehirn wieder auf Kurs bringen.

Warum bremsen Ihre Lieblings-Hobbys nach 5 Jahren Ihr persönliches Wachstum?

Ihre Lieblings-Hobbys – sei es das Mountainbiken auf dem Hausberg, das Gärtnern oder das wöchentliche Tennisspiel – sind zu Ihrer zweiten Natur geworden. Genau hier liegt das Problem. Zu Beginn war jede dieser Aktivitäten eine Herausforderung. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um neue Bewegungsabläufe, Regeln und Strategien zu lernen. Es schuf neue neuronale Verbindungen. Mit der Zeit und der Wiederholung wurden diese Verbindungen zu dem, was man als « neuronale Autobahnen » bezeichnen kann: hocheffiziente, schnelle und automatisierte Pfade. Sie benötigen kaum noch bewusste Anstrengung. Das ist effizient, aber es ist auch der Anfang der kognitiven Stagnation.

Dieses Phänomen ist in der Trainingslehre gut dokumentiert. Studien zur Trainingsplanung zeigen, dass bereits nach drei bis vier Wochen regelmässigen Trainings ein Plateau-Effekt eintritt, wenn die Reize nicht variiert werden. Ihr Körper und Ihr Gehirn haben sich angepasst. Die anfängliche Dopamin-Ausschüttung, die mit dem Erlernen und Meistern einer neuen Fähigkeit einhergeht, flacht ab. Sie befinden sich in der Dopamin-Falle: Die Aktivität macht immer noch Spass, aber sie fordert Sie nicht mehr heraus. Sie bietet keine neuen Wachstumsimpulse mehr.

Makroaufnahme neuronaler Verbindungen im menschlichen Gehirn, die den Plateau-Effekt symbolisieren
Rédigé par Daniel Ammann, Dr. Daniel Ammann ist Neurowissenschaftler mit Doktorat in kognitiver Psychologie der Universität Zürich und 11 Jahren Forschungserfahrung zu den neuronalen Grundlagen strategischen Denkens. Er arbeitet als leitender Forscher an einem Institut für Hirnforschung und publiziert regelmässig zu Themen wie exekutive Funktionen, Neuroplastizität und kognitivem Training.