
Der Hauptgrund für Ihre Müdigkeit ist nicht die 50-Stunden-Woche, sondern die systemische Inaktivität. Die gute Nachricht: Die Lösung sind nicht 90 Minuten im Fitnessstudio.
- Der wahre Feind der Bewegung im Schweizer Alltag ist der Perfektionismus, nicht der Zeitmangel.
- Kleine, regelmässige Bewegungseinheiten („Mikrodosen“) sind wirksamer zur Energiesteigerung als lange, seltene Workouts.
Empfehlung: Beginnen Sie damit, eine einzige bestehende Routine (z.B. den Arbeitsweg mit den SBB) gezielt für 5-10 Minuten zusätzliche Bewegung zu nutzen.
Sie kommen nach einem langen Tag im Büro in Zürich oder Basel nach Hause, fühlen sich komplett erschöpft und fragen sich: Wovon eigentlich? Sie haben doch den ganzen Tag nur gesessen. Dieses Gefühl der chronischen Müdigkeit, das so viele Büroangestellte in der Schweiz kennen, ist ein weit verbreitetes Paradoxon. In meiner Praxis als Bewegungstherapeut höre ich diese Klage täglich. Die üblichen Ratschläge – dreimal pro Woche ins Fitnessstudio, eine Stunde joggen, teure Ausrüstung kaufen – fühlen sich oft wie eine weitere Verpflichtung in einem ohnehin schon vollen Terminkalender an. Sie erzeugen mehr Druck als Motivation und führen oft zu einem Gefühl des Scheiterns, bevor man überhaupt angefangen hat.
Doch was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass Ihr grösster Feind nicht der Zeitmangel, sondern Ihr eigener Perfektionismus ist? Die Vorstellung, dass Bewegung nur dann zählt, wenn sie in einem kompletten Sport-Outfit stattfindet und mindestens 60 Minuten dauert, ist der häufigste Grund für Inaktivität. Die wahre Lösung liegt nicht darin, sich Zeit für den Sport zu *nehmen*, sondern darin, Bewegung intelligent und fast unsichtbar in die bereits bestehenden Strukturen Ihres Alltags zu *integrieren*. Es geht darum, das Energie-Paradoxon zu verstehen: Man muss ein wenig Energie investieren, um am Ende viel mehr davon zu gewinnen.
Dieser Artikel wird Ihnen nicht sagen, dass Sie Ihr Leben auf den Kopf stellen müssen. Stattdessen werden wir gemeinsam pragmatische Wege erkunden, wie Sie durch kleine, strategische Anpassungen – sogenannte Bewegungs-Mikrodosen – die systemische Müdigkeit durchbrechen und Ihr Wohlbefinden nachhaltig steigern können. Wir werden uns ansehen, wie Sie Ihren Arbeitsweg, Ihre Pausen und sogar kleine Haushaltsroutinen in kraftvolle Energiequellen verwandeln können, die perfekt auf den Schweizer Lebensstil zugeschnitten sind.
Um Ihnen eine klare Übersicht über die pragmatischen Strategien zu geben, die wir besprechen werden, finden Sie hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen. Jeder Punkt ist darauf ausgelegt, Ihnen konkrete und umsetzbare Werkzeuge für Ihren Alltag an die Hand zu geben.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zu mehr Bewegung im Schweizer Alltag
- Warum macht Sitzen müde, obwohl man sich nicht bewegt hat?
- Wie Sie 20 Minuten Bewegung in Ihren Pendlerweg einbauen, ohne früher aufzustehen?
- 10 Minuten täglich oder 90 Minuten am Wochenende: Was bringt mehr für Vielsitzer?
- Der Anfängerfehler, der 80% der Neueinsteiger in der Schweiz scheitern lässt
- Morgens, mittags oder abends: Wann trainieren für maximale Energie bei Ihrem Chronotyp?
- Wie Sie mit Habit Stacking Sport automatisch in Ihren Tag einbauen, ohne daran denken zu müssen?
- Wie Sie beim Pendeln, Treppensteigen und Spazieren achtsame Präsenz kultivieren?
- Wohlbefinden steigern trotz 50-Stunden-Woche: Die 4 Hebel, die in der Schweiz funktionieren
Warum macht Sitzen müde, obwohl man sich nicht bewegt hat?
Das Gefühl, nach einem langen Tag am Schreibtisch völlig ausgelaugt zu sein, ist kein subjektiver Eindruck, sondern eine physiologische Realität. Wir nennen es das Energie-Paradoxon: Obwohl der Körper kaum physisch gefordert wurde, fühlt er sich energielos an. Der Grund dafür liegt in der sogenannten systemischen Müdigkeit. Langes Sitzen verlangsamt den Stoffwechsel, reduziert die Durchblutung und senkt die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn. Ihre Muskeln, insbesondere die grossen Partien in Beinen und Rumpf, gehen in eine Art „Standby-Modus“, was dem Körper signalisiert, Energie zu sparen. Das Ergebnis ist eine Abwärtsspirale aus Trägheit und mentaler Erschöpfung.
Diese sitzende Lebensweise ist in der Schweiz weit verbreitet. Eine umfassende Erhebung zeigt, dass fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in der Schweiz täglich 6 Stunden oder mehr im Sitzen verbringt. Diese Inaktivität führt nicht nur zu Müdigkeit, sondern schwächt auch die Muskulatur, die für eine gute Haltung essenziell ist. Der Körper muss mehr Energie aufwenden, um sich aufrecht zu halten, was die Erschöpfung weiter verstärkt. Schon kleinste Bewegungsimpulse können diesen Kreislauf durchbrechen, den Stoffwechsel reaktivieren und dem Gehirn einen dringend benötigten Frischekick geben. Bewegung bekämpft also nicht nur die Folgen von Müdigkeit, sondern deren Ursache.
Wie Sie 20 Minuten Bewegung in Ihren Pendlerweg einbauen, ohne früher aufzustehen?
Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist der tägliche Arbeitsweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eine feste Grösse im Terminkalender. Anstatt diese Zeit als verloren zu betrachten, können Sie sie in eine aktive Erholungsphase umwandeln. Der Schlüssel liegt nicht darin, früher aufzustehen, sondern die bestehende „Architektur des Alltags“ intelligenter zu nutzen. Es geht darum, die Zwischenräume und Übergänge Ihres Pendlerwegs als Mini-Bewegungseinheiten zu begreifen.
Denken Sie an die Wege zum Bahnhof, das Umsteigen oder die letzten Meter zum Büro. Selbst kurze Strecken summieren sich. Eine Station früher auszusteigen und die restlichen 10 Minuten zu Fuss zu gehen, ist eine der einfachsten und effektivsten Methoden. Das Gleiche gilt für die Nutzung von Treppen an Bahnhöfen wie Zürich HB oder Bern. Diese kurzen, intensiven Belastungen sind ideal, um den Kreislauf anzukurbeln und den Kopf freizubekommen, bevor der Arbeitstag beginnt oder nachdem er endet.

Die Integration von Bewegung in den Pendlerweg erfordert keine zusätzliche Zeit, sondern nur eine kleine Anpassung der Gewohnheiten. Hier sind einige pragmatische Strategien, die sich speziell für Nutzer des Schweizer ÖV eignen:
- Steigen Sie eine Tram- oder Busstation früher aus und gehen Sie den Rest des Weges zügig zu Fuss.
- Nutzen Sie an Bahnhöfen konsequent die Treppen anstelle von Rolltreppen oder Liften.
- Planen Sie bewusst 10-minütige Umsteigezeiten ein, um auf dem Perron auf und ab zu gehen, anstatt zu warten.
- Kombinieren Sie Velo und ÖV für die „letzte Meile“ von der Haltestelle bis zum Ziel.
- Nutzen Sie Wartezeiten am Gleis für unauffällige Dehnübungen für Nacken und Schultern.
10 Minuten täglich oder 90 Minuten am Wochenende: Was bringt mehr für Vielsitzer?
In meiner Praxis treffe ich oft auf die „Alles-oder-Nichts“-Mentalität. Viele glauben, wenn sie unter der Woche keine Zeit für ein langes Training finden, müssen sie es am Wochenende mit einer intensiven 90-minütigen Einheit „nachholen“. Aus therapeutischer Sicht ist dieser Ansatz für Vielsitzer jedoch suboptimal. Der menschliche Körper ist nicht für lange Phasen der Inaktivität gefolgt von plötzlicher, intensiver Belastung ausgelegt. Für den Stoffwechsel und das Nervensystem ist Regelmässigkeit der entscheidende Faktor, nicht die Gesamtdauer pro Woche.
Tägliche, kurze Bewegungseinheiten – sogenannte Bewegungs-Mikrodosen – wirken wie ein Reset-Knopf für den Körper. Sie unterbrechen die sitzbedingte Stoffwechselverlangsamung, verbessern die Insulinsensitivität und sorgen für eine kontinuierliche Freisetzung von Endorphinen, was Stress abbaut und die Stimmung hebt. Eine einzige lange Einheit am Wochenende kann diesen Effekt nicht replizieren. Tatsächlich zeigt die Forschung, dass die positiven Effekte von Bewegung relativ kurzlebig sind und regelmässig erneuert werden müssen. So hat eine norwegische Studie ergeben, dass bereits rund 22 Minuten moderate Bewegung pro Tag ausreichen, um die negativen Auswirkungen von 10 Stunden Sitzen zu kompensieren.
Die folgende Gegenüberstellung macht deutlich, warum kurze, tägliche Einheiten für Büroangestellte in der Regel die überlegene Strategie sind, wie auch eine Analyse verschiedener Bewegungsmodelle zeigt.
| Kriterium | 10 Min. täglich | 90 Min. am Wochenende |
|---|---|---|
| Stoffwechselaktivierung | 7x pro Woche | 1x pro Woche |
| Stressabbau | Kontinuierlich | Punktuell |
| Gewohnheitsbildung | Sehr hoch | Niedrig |
| Verletzungsrisiko | Minimal | Erhöht |
| Langzeiteffekt | Nachhaltig | Begrenzt |
Der Anfängerfehler, der 80% der Neueinsteiger in der Schweiz scheitern lässt
Einer der grössten und zugleich subtilsten Saboteure auf dem Weg zu mehr Bewegung ist tief in der Schweizer Mentalität verankert: der Perfektionismus. Viele Neueinsteiger glauben, sie müssten von Tag eins an alles „richtig“ machen. Das bedeutet: die perfekte Ausrüstung kaufen, den optimalen Trainingsplan haben und jede Übung mit makelloser Technik ausführen. Diese Perfektionismus-Falle führt dazu, dass die Hürde für den Einstieg so hoch gelegt wird, dass der erste Schritt nie gemacht wird. Man wartet auf den „perfekten Moment“, der nie kommt.
Dieser Drang zur Perfektion ist kontraproduktiv und der Hauptgrund, warum so viele gute Vorsätze scheitern. Anstatt einfach mit dem zu beginnen, was man hat – sei es ein 10-minütiger Spaziergang in Strassenschuhen oder ein paar Kniebeugen in der Kaffeepause –, wird der Start aufgeschoben, bis alle Bedingungen ideal sind. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist grösser als der Wunsch, überhaupt etwas zu tun.
Fallbeispiel: Perfektionismus als Bewegungshemmnis
Jan Seiler vom Bundesamt für Sport (BASPO) beobachtet dieses Phänomen häufig. Er erklärt, dass viele Einsteiger mit überzogenen Erwartungen und dem neuesten Equipment starten, anstatt einfach anzufangen. Gerade für Anfänger ist die Wirksamkeit des Trainings zu Beginn besonders gross, selbst bei niedrigschwelligen Aktivitäten. Der Fokus sollte darauf liegen, eine Gewohnheit aufzubauen, nicht darauf, olympische Leistungen zu erbringen. Die einfache Handlung des Anfangens ist weitaus wichtiger als die perfekte Ausführung.
Um dieser Falle zu entgehen, ist es entscheidend, die eigenen Ansprüche bewusst herunterzuschrauben. Erlauben Sie sich, unvollkommen zu sein. Fünf Minuten Bewegung sind unendlich viel besser als null Minuten. Machen Sie einen ehrlichen Check Ihrer eigenen Denkmuster.
Ihr Praxis-Check: Vermeiden Sie diese 5 typischen Motivationskiller
- Zu viel auf einmal wollen: Beginnen Sie mit realistischen 5-10 Minuten pro Tag und steigern Sie langsam. Feiern Sie den kleinen Erfolg, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was Sie „noch nicht“ geschafft haben.
- Auf die perfekte Ausrüstung warten: Nutzen Sie für den Anfang einfache Körpergewichtsübungen oder gehen Sie spazieren. Ihre normalen, bequemen Schuhe sind gut genug, um zu starten.
- Sich alleine durchkämpfen: Suchen Sie sich Unterstützung. Das kann eine lokale Wandergruppe, ein Sportverein oder einfach ein Kollege sein, mit dem Sie die Mittagspause aktiv gestalten.
- Schlechtes Wetter als Ausrede nutzen: Planen Sie von vornherein eine Indoor-Alternative. Das kann Treppensteigen im Bürogebäude oder ein kurzes Workout zu Hause sein.
- Den perfekten Zeitpunkt abwarten: Der perfekte Zeitpunkt ist jetzt. Beginnen Sie heute mit dem, was möglich ist, nicht morgen mit dem, was ideal wäre.
Morgens, mittags oder abends: Wann trainieren für maximale Energie bei Ihrem Chronotyp?
Die Frage nach dem „besten“ Zeitpunkt für Bewegung hat keine pauschale Antwort. Die optimale Zeit hängt stark von Ihrer inneren Uhr, dem sogenannten Chronotyp, ab. Sich gegen seine biologische Veranlagung zu stemmen, ist oft zum Scheitern verurteilt. Ein Nachtmensch („Eule“), der sich zum Joggen um 6 Uhr morgens zwingt, wird dies kaum langfristig durchhalten. Das Ziel ist es, Bewegung so in den Tag zu integrieren, dass sie Energie spendet, anstatt zusätzlich zu erschöpfen.
Für den Frühtyp („Lerche“), dessen Energielevel am Morgen am höchsten ist, kann eine kurze Einheit vor der Arbeit wahre Wunder wirken. Sie kurbelt den Stoffwechsel für den ganzen Tag an und sorgt für mentale Klarheit. Ein 15-minütiger flotter Spaziergang oder eine kurze Yoga-Session können den Unterschied zwischen einem produktiven und einem zähen Vormittag ausmachen. Der Mittag bietet für die meisten Chronotypen ein ideales Fenster. Eine aktive Pause durchbricht das Nachmittagstief weitaus effektiver als der dritte Kaffee. Sie müssen dafür nicht ins Schwitzen kommen; ein Spaziergang an der frischen Luft genügt.
Für den Spättyp („Eule“) ist der Nachmittag oder frühe Abend oft der ideale Zeitpunkt. Wenn die natürliche Leistungskurve ihren Höhepunkt erreicht, fühlt sich Bewegung weniger anstrengend und sogar belebend an. Eine Einheit nach der Arbeit kann zudem hervorragend als Puffer dienen, um den Arbeitsstress abzubauen und den Übergang in den Feierabend zu markieren. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und den Zeitpunkt zu wählen, der sich am besten anfühlt. Das Experimentieren mit verschiedenen Zeitfenstern ist der Schlüssel, um Ihre persönliche „Prime Time“ für Bewegung zu finden.
Wie Sie mit Habit Stacking Sport automatisch in Ihren Tag einbauen, ohne daran denken zu müssen?
Eine der wirkungsvollsten Techniken zur Etablierung neuer Gewohnheiten ist das sogenannte „Habit Stacking“ (Gewohnheiten stapeln). Die Methode, populär gemacht durch den Autor James Clear, basiert auf einem einfachen Prinzip: Anstatt eine neue Gewohnheit aus dem Nichts zu erschaffen, koppeln Sie sie an eine bereits bestehende, fest verankerte Routine. Ihr Gehirn muss sich so nicht an eine völlig neue Handlung erinnern, sondern nur an die Erweiterung einer bereits automatisierten.
Der Schlüssel liegt darin, Ihre täglichen „Anker-Gewohnheiten“ zu identifizieren. Das sind Dinge, die Sie jeden Tag ohne nachzudenken tun: den Morgenkaffee kochen, die Zähne putzen, die SBB-App zur Überprüfung der Verbindung öffnen oder die Schuhe anziehen, um das Haus zu verlassen. An jede dieser festen Routinen können Sie eine winzige Bewegungseinheit anhängen. Die Formel lautet: „Nach [bestehende Gewohnheit] werde ich [neue Bewegungs-Gewohnheit].“
Fallbeispiel: Mikro-Workouts als Gewohnheitsanker
Die Personal Trainerin Nadine Michel empfiehlt genau diesen Ansatz. Anstatt sich auf eine lange Trainingseinheit zu fokussieren, rät sie dazu, über den Tag verteilt kleine Reize zu setzen. Ein tägliches Pensum von 5 bis 10 Minuten sei bereits ein grosser Gewinn. Ihr praktischer Tipp: Schaffen Sie feste Routinen, wie zum Beispiel direkt vor dem Duschen eine Minute in der Plank-Position zu verharren oder 20 Kniebeugen zu machen. Diese Kopplung macht die Bewegung zu einem automatischen Teil des Ablaufs.
Hier sind einige Beispiele, wie Sie diese Methode konkret auf den Schweizer Alltag anwenden können:
- Nachdem ich meinen Morgenkaffee aufgesetzt habe, werde ich 5 Minuten Dehnübungen machen.
- Bevor ich unter die Dusche steige, werde ich 1 Minute planken.
- Jedes Mal, wenn ich die SBB-App öffne, werde ich aufstehen und zwei Minuten auf der Stelle gehen.
- Wenn ich den Abfall zum Recycling bringe, werde ich einen 10-minütigen Umweg durch den Park machen.
- In jeder Kaffeepause im Büro, werde ich zweimal das Treppenhaus auf und ab gehen.
Wie Sie beim Pendeln, Treppensteigen und Spazieren achtsame Präsenz kultivieren?
Bewegung muss nicht immer leistungsorientiert sein. Gerade im oft hektischen Schweizer Arbeitsalltag kann sie zu einer kraftvollen Form der Achtsamkeit werden. Anstatt während des Gehens auf das Smartphone zu starren oder im Kopf die nächste To-Do-Liste durchzugehen, können Sie diese Zeit nutzen, um bewusst im Moment präsent zu sein. Diese Praxis hat einen doppelten Nutzen: Sie bewegen nicht nur Ihren Körper, sondern beruhigen auch Ihr Nervensystem und schärfen Ihre Konzentration. Dies ist eine aktive Form der mentalen Regeneration.
Kultivieren Sie diese achtsame Präsenz, indem Sie Ihre Sinne gezielt einsetzen. Wenn Sie die Treppe am Bahnhof nehmen, spüren Sie bewusst den Kontakt Ihrer Füsse mit den Stufen und den Rhythmus Ihres Atems. Wenn Sie die letzte Station zu Fuss gehen, achten Sie auf die Temperatur der Luft auf Ihrer Haut, die Geräusche der Stadt oder das Spiel von Licht und Schatten. Dieser Fokus auf die Sinneswahrnehmungen holt Sie aus dem Gedankenkarussell heraus und verankert Sie im Hier und Jetzt. Es verwandelt eine rein mechanische Handlung in ein erfrischendes Erlebnis.
Diese Form der Bewegung ist besonders wertvoll, da sie direkt auf die mentale Erschöpfung abzielt. Ein kurzer, achtsamer Spaziergang in der Mittagspause kann oft mehr Energie spenden als ein weiterer Espresso. Die Verbindung mit der Natur, selbst in einem kleinen Stadtpark, hat nachweislich einen positiven Effekt auf die Produktivität und das Wohlbefinden. Es geht darum, Bewegung nicht als weitere Aufgabe, sondern als eine verdiente Pause für Körper und Geist zu sehen. So wird aus einer Notwendigkeit ein wertvolles Ritual der Selbstfürsorge.
Das Wichtigste in Kürze
- Überwinden Sie die „Perfektionismus-Falle“: Jede kleine Bewegung ist besser als kein perfektes Workout.
- Setzen Sie auf Regelmässigkeit statt auf Dauer: Tägliche 10-15 Minuten sind für Vielsitzer effektiver als 90 Minuten am Wochenende.
- Nutzen Sie Ihre bestehenden Alltagsstrukturen (Pendeln, Pausen) als Anker für neue Bewegungsgewohnheiten („Habit Stacking“).
Wohlbefinden steigern trotz 50-Stunden-Woche: Die 4 Hebel, die in der Schweiz funktionieren
Sie haben nun verstanden, dass es nicht um radikale Veränderungen, sondern um smarte Integration geht. Um den Weg zu mehr Wohlbefinden auch bei hoher Arbeitsbelastung nachhaltig zu gestalten, bietet das Schweizer System vier einzigartige und äusserst effektive Hebel. Diese nutzen die vorhandene Infrastruktur und die kulturellen Gegebenheiten, um Ihnen den Einstieg so einfach wie möglich zu machen. Anstatt gegen das System zu arbeiten, können Sie es für sich nutzen.
Diese Hebel sind keine abstrakten Konzepte, sondern konkrete Werkzeuge, die Ihnen zur Verfügung stehen. Von finanziellen Anreizen Ihrer Krankenkasse über die weltweit einzigartige Dichte an frei zugänglichen Sportanlagen bis hin zu gesetzlich verankerten Rechten – die Schweiz ist ein Paradies für Alltagsbewegung, wenn man weiss, wo man hinschauen muss. Es geht darum, den Fokus von dem, was Sie nicht haben (Zeit), auf das zu lenken, was reichlich vorhanden ist (Möglichkeiten).

Die folgende Übersicht fasst diese vier Hebel zusammen und zeigt, wie Sie sie praktisch für sich nutzen können. Analysieren Sie, welcher dieser Ansätze am besten zu Ihrer aktuellen Lebenssituation und Ihren Vorlieben passt, wie sie auch von Plattformen wie dem Netzwerk Gesundheit und Bewegung Schweiz (hepa.ch) empfohlen werden.
| Hebel | Umsetzung | Zeitaufwand | Effektivität |
|---|---|---|---|
| Krankenkassen-Bonus | Apps wie Helsana+ nutzen | Tracking läuft automatisch | Finanzielle Anreize |
| Infrastruktur-Nutzung | Vitaparcours, Wanderwege | Flexibel planbar | Kostenlos verfügbar |
| Vereinsmitgliedschaft | Lokale Turn-/Sportvereine | 1-2x wöchentlich fix | Soziale Verbindlichkeit |
| Mittagspausen-Recht | Gesetzlich garantiert | 30-60 Min. täglich | Bereits eingeplante Zeit |
Der Weg zu mehr Energie und Wohlbefinden beginnt nicht mit einem Marathon, sondern mit dem ersten, bewussten Schritt aus der Bürotür. Wählen Sie einen dieser vier Hebel, der Sie am meisten anspricht, und setzen Sie noch heute eine einzige, winzige Massnahme um. Ihr zukünftiges, energiegeladeneres Ich wird es Ihnen danken.
Häufige Fragen zu Bewegung im Schweizer Alltag
Wann ist die beste Zeit für Bewegung bei Büroarbeit?
Die Mittagspause oder der Arbeitsweg bieten ideale Zeitfenster. Ein fünf Kilometer langer Arbeitsweg ist beispielsweise eine ideale Strecke, um sie mit dem Fahrrad zurückzulegen und in etwa 30 Minuten richtig in Schwung zu kommen. Die Mittagspause eignet sich perfekt für einen kurzen Spaziergang, um das Leistungstief am Nachmittag zu durchbrechen.
Wie wirkt sich die Tageszeit auf die Trainingseffektivität aus?
Die Effekte variieren je nach Zeitpunkt: Morgentraining aktiviert den Stoffwechsel nachhaltig für den ganzen Tag. Ein Workout zur Mittagszeit ist ein effektiver Weg, um dem typischen Nachmittagstief entgegenzuwirken. Bewegung am Abend wiederum hilft ideal beim Stressabbau nach einem langen Arbeitstag und markiert den Übergang in den Feierabend.
Sollten ‚Eulen‘ morgens trainieren?
Nein, es ist nicht empfehlenswert, gegen den eigenen Chronotyp zu arbeiten. Spättypen, sogenannte „Eulen“, profitieren deutlich mehr von Bewegung am Nachmittag oder Abend, wenn ihre natürliche Leistungskurve ansteigt. Das Training fühlt sich dann weniger anstrengend an und die Motivation bleibt langfristig erhalten.