Publié le 12 mars 2024

Entgegen der Annahme geht es nicht darum, Zeit für Sport zu finden, sondern Bewegung als Werkzeug zur Energiegewinnung zu nutzen.

  • Langes Sitzen senkt aktiv Ihr Energieniveau, selbst ohne Anstrengung.
  • Kurze, strategische « Bewegungs-Snacks » sind effektiver als eine lange Einheit am Wochenende.

Empfehlung: Integrieren Sie Bewegung gezielt in bestehende Routinen (Pendeln, Pausen), anstatt sie als separate, zeitraubende Aufgabe zu betrachten.

Kennen Sie das Gefühl? Ein langer Tag im Büro in Zürich oder Basel, von Meeting zu Meeting, und am Abend fühlen Sie sich völlig ausgelaugt – obwohl Sie sich kaum bewegt haben. Diese bleierne Müdigkeit ist ein typisches Paradoxon des modernen Schweizer Arbeitslebens. Viele meiner Klienten erzählen mir von gescheiterten Versuchen: teure Fitness-Abos, die ungenutzt bleiben, oder der feste Vorsatz, morgens joggen zu gehen, der an der Snooze-Taste scheitert. Die gängigen Ratschläge wie « nehmen Sie die Treppe » oder « treiben Sie einen Sport, der Ihnen Spass macht » klingen gut, scheitern aber oft an der Realität eines vollgepackten Terminkalenders und schwindender Energie.

Doch was, wenn das Problem nicht der Mangel an Zeit, sondern der Mangel an Energie ist? Was, wenn wir Bewegung nicht als eine weitere Aufgabe auf unserer To-do-Liste sehen, sondern als die wirksamste Methode, um die Energie für unseren anspruchsvollen Alltag zurückzugewinnen? Das ist der Kern meiner Philosophie als Bewegungstherapeut: Es geht um eine strategische Energie-Investition. Statt Ihr Leben um den Sport herum zu planen, integrieren wir kleine, aber wirkungsvolle Bewegungsimpulse so geschickt in Ihren Tag, dass sie fast automatisch ablaufen.

In diesem Artikel werde ich Ihnen keine unrealistischen Trainingspläne präsentieren. Stattdessen zeige ich Ihnen einen pragmatischen, auf den Schweizer Alltag zugeschnittenen Ansatz. Wir werden die wahren Gründe für Ihre Müdigkeit aufdecken, Anfängerfehler vermeiden und lernen, wie Sie Ihren Körper und Geist mit minimalem Aufwand wieder in Schwung bringen. Es ist an der Zeit, sich von dem Druck zu befreien und einen Weg zu finden, der wirklich funktioniert.

Der folgende Leitfaden ist in logische Schritte unterteilt, um Ihnen zu zeigen, wie Sie Bewegung als Energiequelle nutzen können, anstatt sie als Belastung zu empfinden. Entdecken Sie pragmatische Strategien, die sich nahtlos in Ihren Alltag zwischen Büro und SBB integrieren lassen.

Warum macht Sitzen müde, obwohl man sich nicht bewegt hat?

Das Phänomen ist absurd, aber real: Nach acht Stunden am Schreibtisch fühlen wir uns oft erschöpfter als nach einer Wanderung. Der Grund liegt tief in unserer Physiologie. Der menschliche Körper ist für Bewegung konzipiert. Wenn wir über längere Zeit sitzen, schaltet unser Stoffwechsel in einen « Energiesparmodus ». Die Blutzirkulation verlangsamt sich, was zu einer geringeren Sauerstoffversorgung von Gehirn und Muskeln führt. Das Resultat ist nicht Entspannung, sondern geistige Ermüdung und körperliche Trägheit.

Dieser Zustand wird als « sedentäre Dysfunktion » bezeichnet. Dabei wird nicht nur die Fettverbrennung gedrosselt, auch wichtige Enzyme, die für den Blutzuckerstoffwechsel zuständig sind, werden inaktiv. Dies erklärt, warum Sie sich nach einem langen Sitztag oft nach Zucker oder schnellen Kohlenhydraten sehnen – Ihr Körper schreit nach einem schnellen, aber leider nicht nachhaltigen Energieschub. In der Schweiz ist dies ein weit verbreitetes Problem, und das aus gutem Grund: eine Schweizer Studie zeigt, dass wir 5,8 Stunden täglich im Sitzen verbringen, was unseren Körper systematisch auslaugt.

Die Lösung ist zum Glück nicht, sofort einen Marathon zu laufen. Es geht darum, diesen Ruhezustand regelmässig zu durchbrechen. Selbst kleinste « Bewegungs-Snacks » signalisieren dem Körper, dass er gebraucht wird und die Energieproduktion hochfahren soll. Schon kurze Unterbrechungen reaktivieren den Stoffwechsel und verbessern die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Denken Sie daran: Die Müdigkeit kommt nicht vom Nichtstun, sondern vom falschen Nichtstun. Betrachten Sie jede Unterbrechung des Sitzens als direkte Energie-Investition.

  • Unterbrechen Sie das Sitzen konsequent alle 30 Minuten für kurze Bewegungseinheiten.
  • Nutzen Sie Pausen aktiv für Dehnübungen oder ein paar Stockwerke Treppensteigen.
  • Ändern Sie Ihre Sitzhaltung regelmässig.
  • Führen Sie Telefonate oder lesen Sie Dokumente bewusst im Stehen.

Wie Sie 20 Minuten Bewegung in Ihren Pendlerweg einbauen ohne früher aufzustehen?

Für viele Schweizer Berufstätige ist der Pendlerweg eine unvermeidbare und oft als « verlorene Zeit » wahrgenommene Routine. Doch genau hier verbirgt sich eines der grössten Potenziale für mehr Alltagsbewegung – ganz ohne zusätzlichen Zeitaufwand. Die Strategie lautet « Alltags-Architektur »: Wir gestalten den Weg zur Arbeit so um, dass Bewegung ein natürlicher Bestandteil wird. Es geht nicht darum, früher aufzustehen, um ins Fitnessstudio zu gehen, sondern den bestehenden Weg clever zu nutzen.

Eine äusserst effektive Methode ist die « Park + Walk »- oder « Station-davor-aussteigen »-Strategie. Die Idee ist simpel: Wenn Sie mit dem Auto pendeln, parkieren Sie bewusst 10 Gehminuten vom Büro entfernt. Nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel? Steigen Sie eine Tram- oder Bushaltestelle früher aus. Diese kleinen Änderungen summieren sich schnell auf 15-20 Minuten zusätzliche Gehzeit pro Tag. Eine Studie zur Pendler-Strategie zeigt, dass dies nicht nur die kardiovaskuläre Fitness signifikant verbessert, sondern auch als mentale Pufferzone dient. Der Spaziergang am Morgen hilft, den Kopf für den Arbeitstag freizubekommen, und der Weg am Abend dient dem Stressabbau.

Pendler mit Faltrad am Schweizer Bahnhof in der Morgensonne
Rédigé par Daniel Ammann, Dr. Daniel Ammann ist Neurowissenschaftler mit Doktorat in kognitiver Psychologie der Universität Zürich und 11 Jahren Forschungserfahrung zu den neuronalen Grundlagen strategischen Denkens. Er arbeitet als leitender Forscher an einem Institut für Hirnforschung und publiziert regelmässig zu Themen wie exekutive Funktionen, Neuroplastizität und kognitivem Training.