Veröffentlicht am März 11, 2024

Der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden als Schweizer Führungskraft liegt nicht in radikalen Lebensänderungen, sondern in präzisen, messbaren Mikro-Interventionen, die sich in Ihren Alltag integrieren lassen.

  • Regelmässiges Messen Ihres Wohlbefindens liefert die entscheidenden Daten für gezielte Massnahmen.
  • Die Schweizer Kultur des „keine Schwäche zeigens“ ist ein aktiver Stressfaktor, der bewusst gemanagt werden muss.
  • Gezielte Rituale zum „Modus-Wechsel“ zwischen Arbeit und Privatleben sind effektiver als stundenlange Erholungsphasen.

Empfehlung: Beginnen Sie damit, Ihr Wohlbefinden an festen Wochentagen zu bewerten. Dies ist der erste datengestützte Schritt, um die Kontrolle zurückzugewinnen.

Der Terminkalender ist voll, die Erwartungen hoch und die Arbeitswoche überschreitet regelmässig die 50-Stunden-Marke. Für viele Manager und Selbstständige in der Schweiz ist dies die alltägliche Realität. Sie spüren, wie das persönliche Wohlbefinden unter der Last der Verantwortung erodiert, und die ersten Symptome eines Burnouts – Erschöpfung, Zynismus, schwindende Leistungsfähigkeit – machen sich bemerkbar. Die üblichen Ratschläge fühlen sich dabei oft wie eine zusätzliche Belastung an: „Treiben Sie mehr Sport“, „Ernähren Sie sich besser“, „Lernen Sie, Nein zu sagen“. Diese gut gemeinten Tipps scheitern meist an der knallharten Realität eines vollgepackten Alltags.

Doch was, wenn das Problem nicht ein Mangel an Willenskraft, sondern ein Mangel an der richtigen Strategie ist? Was, wenn es nicht darum geht, *mehr* Zeit für das Wohlbefinden zu finden, sondern die vorhandenen, winzigen Zeitfenster intelligenter zu nutzen? Die wahre Kunst liegt nicht darin, dem anspruchsvollen Schweizer Arbeitsumfeld zu entfliehen, sondern darin, es durch gezielte „System-Hacks“ zu meistern. Es geht um den Wechsel von vagen Vorsätzen zu präzisen, fast chirurgischen Mikro-Interventionen, die eine messbare Wirkung haben, ohne Ihren Zeitplan zu sprengen.

Dieser Artikel bricht mit den generischen Wohlfühl-Mythen. Stattdessen stellen wir Ihnen vier konkrete, in der Schweiz erprobte Hebel vor, die auf Daten, Psychologie und einem tiefen Verständnis der lokalen Arbeitskultur basieren. Sie lernen, wie Sie Ihr Wohlbefinden objektiv messen, typische Bewältigungsfehler vermeiden, mental von der Arbeit abschalten und die kulturellen Fallstricke zu Ihrem Vorteil nutzen. Das Ziel ist nicht, Ihr Leben umzukrempeln, sondern Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um innerhalb des bestehenden Systems nachhaltig Ihr Wohlbefinden zu steigern.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, haben wir die entscheidenden Strategien und Analysen in den folgenden Abschnitten für Sie aufbereitet. Jeder Teil konzentriert sich auf einen spezifischen Hebel, den Sie sofort anwenden können.

Wann in der Woche sollten Sie Ihr Wohlbefinden messen für aussagekräftige Ergebnisse?

Der erste Schritt zur Verbesserung ist immer die Messung. Ohne Daten navigieren Sie im Blindflug. Vage Gefühle wie „gestresst“ oder „müde“ sind schwer zu fassen und noch schwerer zu bekämpfen. Indem Sie Ihr Wohlbefinden an strategisch gewählten Zeitpunkten erfassen, schaffen Sie eine objektive Grundlage. Sie erkennen Muster, identifizieren wiederkehrende Stressspitzen und können die Wirksamkeit Ihrer Gegenmassnahmen überprüfen. Eine Studie mit 3350 Angestellten in der Schweiz hat gezeigt, dass eine höhere Arbeitsbelastung mit einem niederen Wohlbefinden verbunden ist, wobei dieser Zusammenhang besonders bei Führungskräften evident ist. Regelmässige Messung wird so zu Ihrem persönlichen Frühwarnsystem.

Der Schlüssel liegt darin, nicht nur einmal, sondern mehrmals pro Woche einen „Wohlbefindens-Puls“ zu nehmen, um eine aussagekräftige Kurve zu erhalten. Diese Kurve visualisiert Ihre Belastung und Erholung im Wochenverlauf. Das Ziel ist es, die tiefsten Täler zu identifizieren und zu verstehen, was sie verursacht.

Visualisierung des Wohlbefindens-Trackings über eine Arbeitswoche mit symbolischen Steinen auf einem Schreibtisch.

Wie das obige Bild symbolisiert, hat jeder Tag ein anderes „Gewicht“. Um diese Dynamik zu erfassen, hat sich ein Protokoll mit vier Messpunkten bewährt. Nutzen Sie dafür eine einfache Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (hervorragend) und notieren Sie Ihren Wert für Energie, Stresslevel und allgemeine Stimmung. Ein simples Notizbuch oder eine App genügen. Entscheidend ist die Routine. Nach nur zwei Wochen werden Sie klare Muster erkennen.

Plan für Ihren Wohlbefindens-Puls: 4 Messpunkte pro Woche

  1. Sonntag 20:00 Uhr: Führen Sie einen ‚Pre-Week-Check‘ durch, um Ihre mentale Ausgangslage vor Beginn der Arbeitswoche zu erfassen. Wie erholt starten Sie wirklich?
  2. Dienstagabend: Messen Sie Ihren Stress am typischen Tiefpunkt der Woche, wenn die erste Euphorie verflogen ist und die Aufgabenlast am höchsten scheint.
  3. Donnerstagmorgen: Dokumentieren Sie Ihr Energielevel zur Wochenmitte. Haben Sie noch Reserven für den Endspurt oder sind Sie bereits im roten Bereich?
  4. Freitag 17:00 Uhr: Bewerten Sie bei der ‚Post-Week-Review‘ Ihre Gesamtbelastung und Zufriedenheit nach Abschluss der Arbeitswoche.

Die 3 falschen Bewältigungsstrategien, die 60% der Schweizer Manager anwenden

Unter Druck greifen wir oft instinktiv zu Bewältigungsstrategien, die kurzfristig Erleichterung versprechen, aber langfristig das Problem verschlimmern. Für Schweizer Führungskräfte, die in einer Hochleistungskultur agieren, sind diese „falschen Freunde“ besonders verführerisch. Eine der häufigsten ist die Annahme, man könne ein Überlastungsproblem durch noch mehr Arbeit lösen. Es ist nicht unüblich, dass in Spitzenzeiten weit über 60 Stunden pro Woche gearbeitet wird, mit Ausreissern bis zu 100 Stunden. Dies führt unweigerlich in eine Abwärtsspirale aus Erschöpfung und sinkender Effektivität.

Eine zweite, tief in der Schweizer Arbeitsmoral verankerte Fehlstrategie ist der ungesunde Perfektionismus. Der hohe Qualitätsanspruch, der hinter dem „Swiss Made“-Label steht, wird auf die eigene Leistung projiziert. Jeder Fehler wird als persönliches Versagen gewertet, was zu exzessiver Kontrolle und Mikromanagement führt. Dieser Drang, alles perfekt machen zu wollen, lähmt die Entscheidungsfähigkeit und erhöht den mentalen Druck exponentiell. Eine Studie zeigt, dass Frauen hier besonders gefährdet sind: 23 Prozent der weiblichen Führungskräfte waren schon einmal von einem Burnout betroffen, im Vergleich zu 12 Prozent der Männer.

Die dritte falsche Strategie ist die systematische Vernachlässigung der Erholung. Anstatt Pausen als integralen Bestandteil der Leistungsfähigkeit zu sehen, werden sie als Luxus oder Zeichen von Schwäche abgetan. Das Mittagessen wird vor dem Bildschirm eingenommen, der Feierabend wird durch das ständige Checken von E-Mails untergraben, und das Wochenende dient nur dazu, die Arbeit der Vorwoche aufzuholen. Diese chronische Missachtung der körpereigenen Signale führt dazu, dass die mentalen und physischen Batterien nie vollständig aufgeladen werden, was das System schrittweise zermürbt. Diese drei Muster zu erkennen und aktiv zu durchbrechen, ist ein entscheidender Hebel für Ihr Wohlbefinden.

Wie Sie in 15 Minuten nach Feierabend vom Chef-Modus in den Familien-Modus schalten?

Eines der grössten Probleme für vielbeschäftigte Führungskräfte ist das Unvermögen, mental abzuschalten. Sie sind körperlich zu Hause, aber gedanklich noch im Büro, gehen im Kopf Meetings durch oder formulieren E-Mails. Dieser Zustand verhindert echte Erholung und belastet die Beziehungen zur Familie. Die Lösung ist nicht, mehr Freizeit zu haben, sondern die Übergänge bewusster zu gestalten. Es braucht ein klares Ritual, einen „Modus-Wechsel“, der dem Gehirn signalisiert: „Der Arbeitstag ist jetzt vorbei.“ Dieser Übergang muss nicht lange dauern, aber er muss konsequent sein.

Ein solches Ritual kann bereits auf dem Nachhauseweg beginnen. Anstatt über Arbeitsprobleme zu grübeln oder geschäftliche Telefonate zu führen, nutzen Sie die Zeit bewusst anders. Hören Sie einen spezifischen Podcast, der nichts mit Ihrer Branche zu tun hat, oder hören Sie ein Album, das Sie mit Entspannung verbinden. Der Akt des Kopfhöreraufsetzens wird so zum ersten Signal für den Modus-Wechsel. Dieser bewusste Bruch mit den Arbeitsgedanken ist entscheidend, wie die Psychologin Carmen Zahn von der FHNW betont: „Die entscheidende Frage ist, wie man damit umgeht. Schaffe ich es, mir Pausen einzuräumen – also diese Informationsumwelt, die mich tendenziell überreizt, zeitweilig zu verlassen und mir Entspannung zu suchen?“

Sobald Sie zu Hause ankommen, folgt der zweite Teil des 15-Minuten-Rituals. Anstatt direkt in den Familienalltag zu stürzen, nehmen Sie sich fünf Minuten für sich. Das kann bedeuten, die Arbeitskleidung bewusst gegen bequeme Kleidung zu tauschen, sich kurz mit kaltem Wasser das Gesicht zu waschen oder einfach nur für drei Minuten bei geschlossenen Augen tief durchzuatmen. Diese kleinen Handlungen sind mächtige psychologische Anker. Sie schaffen eine bewusste Zäsur und erlauben Ihnen, präsenter und aufmerksamer für Ihr privates Umfeld zu sein. Die verbleibenden zehn Minuten nutzen Sie dann, um aktiv in den Familien-Modus zu wechseln: Führen Sie ein kurzes, ungestörtes Gespräch mit Ihrem Partner oder Ihren Kindern, bei dem es explizit nicht um Arbeit geht.

Warum die Schweizer Arbeitskultur „keine Schwäche zeigen“ Ihr Wohlbefinden um 40% senkt?

In der Schweizer Arbeitswelt sind Zuverlässigkeit, Präzision und Belastbarkeit hochgeschätzte Tugenden. Das ungeschriebene Gesetz lautet oft: „Keine Schwäche zeigen.“ Überlastung oder Stress zuzugeben, wird häufig als Mangel an Professionalität oder persönliches Versagen interpretiert. Dieses kulturelle Skript erzeugt einen enormen inneren Druck, stets eine Fassade der Kontrolle und Souveränität aufrechtzuerhalten. Das Problem: Diese Fassade ist energiezehrend und verhindert, dass rechtzeitig Hilfe gesucht wird. Eine aktuelle Studie unterstreicht diese Angst: Mehr als 50% der Manager sorgen sich, im Laufe ihrer Karriere einen Burnout zu erleiden.

Dieses „Leistungs-Paradox“ führt dazu, dass Probleme unter den Teppich gekehrt werden, bis sie eskalieren. Die in der Schweiz stark ausgeprägte Konsenskultur kann diesen Effekt noch verstärken. In Meetings wird oft so lange diskutiert, bis eine für alle tragbare Lösung gefunden ist. Widerspruch oder das Ansprechen von fundamentalen Problemen wie chronischer Team-Überlastung wird vermieden, um die Harmonie nicht zu stören. Dies führt zu einem „verdeckten Stress“, bei dem alle spüren, dass das System an seine Grenzen stösst, aber niemand wagt, es offen zu thematisieren. Das Gefühl, mit seiner Belastung allein zu sein, während alle anderen scheinbar mühelos funktionieren, ist ein starker Treiber für psychische Erkrankungen.

Die langfristigen Kosten dieser Kultur sind immens. Anstatt Belastung als gemeinsames Problem zu betrachten, das systemische Lösungen erfordert (z.B. Prozessoptimierung, Ressourcenerhöhung), wird es individualisiert. Wer es nicht schafft, ist selbst schuld. Dies führt zu einem Gefühl der Isolation und Ausgrenzung, was das Wohlbefinden massiv beeinträchtigt. Die Erkenntnis, dass diese kulturelle Erwartung ein externer Stressfaktor ist – und kein persönliches Defizit – ist der erste Schritt zur Befreiung. Es erlaubt Ihnen, strategischer darüber nachzudenken, wie und wem gegenüber Sie Belastungsgrenzen kommunizieren, ohne als „schwach“ zu gelten.

Coaching ab CHF 150/Stunde oder Selbstmanagement: Was brauchen Sie wirklich?

Wenn Sie erkennen, dass Ihr Wohlbefinden leidet, stellt sich die Frage nach der richtigen Intervention. Die Optionen reichen von reinen Selbstmanagement-Techniken über digitale Apps bis hin zum persönlichen Coaching. Die Entscheidung hängt massgeblich davon ab, wo Sie sich auf der Eskalationsskala befinden. Selbstmanagement-Tools wie Meditations-Apps oder Zeitmanagement-Techniken sind kostengünstig und flexibel, erfordern aber ein hohes Mass an Disziplin und Selbstreflexion. Sie sind ideal, um bestehende Routinen zu optimieren und leichten Stress abzufedern. Ihre Erfolgsquote ist jedoch begrenzt, wenn die zugrundeliegenden Probleme tiefer liegen oder bereits chronisch sind.

Professionelles Coaching bietet dagegen einen strukturierten, personalisierten Rahmen. Ein externer Coach agiert als Sparringspartner, hilft bei der Identifikation blinder Flecken und sorgt für Verbindlichkeit. Dies ist besonders wirksam, wenn Sie das Gefühl haben, im Kreis zu laufen und allein nicht weiterzukommen. Der Nachteil sind die höheren Kosten und der feste Zeitaufwand. Ein Hybrid-Modell, das wenige, aber gezielte Coaching-Sitzungen mit täglichen Selbstmanagement-Übungen kombiniert, stellt oft den besten Kompromiss aus Kosten, Personalisierung und Nachhaltigkeit dar.

Vergleich: Professionelles Coaching vs. Selbstmanagement-Tools
Kriterium Professionelles Coaching Selbstmanagement Hybrid-Modell
Kosten pro Monat CHF 600-1200 CHF 0-50 CHF 150-400
Zeitaufwand 2-4 Std/Monat Täglich 15-30 Min 1 Std Coaching + tägliche Übungen
Erfolgsquote 75-85% 30-40% 60-70%
Personalisierung Sehr hoch Niedrig Mittel bis hoch
Nachhaltigkeit Hoch bei Fortsetzung Abhängig von Disziplin Hoch

Die obige Tabelle, basierend auf einer Analyse verschiedener Interventionsmethoden, bietet eine Orientierung. Doch wie entscheiden Sie, was für Sie richtig ist? Der kritische Punkt ist erreicht, wenn die Symptome Ihren Alltag und Ihre Leistungsfähigkeit spürbar beeinträchtigen. Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Selbsteinschätzung.

Ihr persönlicher Bedarfs-Check: Brauchen Sie professionelle Unterstützung?

  1. Schlafstörungen: Haben Sie seit mehr als vier Wochen Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen?
  2. Leistungsabfall: Hat Ihre Arbeitsleistung in den letzten zwei Monaten spürbar und unerklärlich nachgelassen?
  3. Kein Abschalten: Können Sie auch am Wochenende oder im Urlaub gedanklich nicht mehr von der Arbeit loskommen?
  4. Körperliche Symptome: Häufen sich körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenprobleme oder Verspannungen ohne klaren medizinischen Grund?
  5. Feedback von aussen: Äussern Ihre Familie, Freunde oder Kollegen wiederholt Besorgnis über Ihren Zustand oder Ihre Reizbarkeit?

Soziale Angst vs. generalisierte Angst: Teamsport oder Einzeltraining für Ihre Symptome?

Sport ist ein bewährtes Mittel gegen Stress – das ist unbestritten. Laut einer Befragung nutzen rund 60% der Führungskräfte Sport als Ausgleich zum Beruf. Doch nicht jede Sportart wirkt für jeden gleich. Die Wahl zwischen Team- und Einzelsport sollte sich an der Art Ihrer Stress-Symptome orientieren. Leiden Sie eher unter einer generalisierten Angst – einem ständigen Gefühl der Sorge, Anspannung und inneren Unruhe –, ist Einzelsport oft die bessere Wahl. Aktivitäten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren bieten ein hohes Mass an Kontrolle und Vorhersehbarkeit. Der repetitive Rhythmus wirkt beruhigend auf das Nervensystem und erlaubt es Ihnen, im eigenen Tempo an Ihre Grenzen zu gehen, ohne sozialen Druck.

Leiden Sie hingegen eher unter sozialer Angst – der Furcht vor Bewertung durch andere, die sich in Meetings oder bei Präsentationen zeigt –, kann Teamsport eine Form der Konfrontationstherapie in einem geschützten Rahmen sein. In einem Fussball-, Volleyball- oder Ruderverein geht es um ein gemeinsames Ziel. Der Fokus liegt auf der Koordination und dem Zusammenspiel, nicht auf Ihrer individuellen Performance als Manager. Die klaren Regeln und die definierte Rolle im Team geben Sicherheit.

Die Schweiz bietet mit ihrer einzigartigen Vereinsstruktur und der Nähe zur Natur ideale Bedingungen für beide Ansätze. Das dichte Netz an Sportvereinen ermöglicht einen einfachen Einstieg in eine soziale Gemeinschaft ausserhalb des Arbeitskontextes. Gleichzeitig laden Seen und Berge zu individuellen Aktivitäten ein, die den Kopf freimachen und eine gesunde Distanz zum Arbeitsalltag schaffen. Die Entscheidung sollte nicht willkürlich fallen. Beobachten Sie sich selbst: Fühlen Sie sich nach einem langen Arbeitstag eher nach sozialem Rückzug oder nach Gemeinschaft? Die Antwort auf diese Frage ist ein guter Indikator für die richtige sportliche „Medizin“.

Wie Sie in 7 Minuten vor einem Meeting explosiven Stress durch Bewegung eliminieren?

Manchmal schlägt der Stress akut und unmittelbar zu: Kurz vor einer wichtigen Präsentation oder einem schwierigen Gespräch schnürt es Ihnen die Kehle zu, das Herz rast, die Hände werden feucht. In diesen Momenten brauchen Sie einen „Notfall-Button“, eine schnelle und diskrete Mikro-Intervention, um das Nervensystem sofort zu regulieren. Lange Entspannungsübungen sind hier unpraktikabel. Was Sie brauchen, ist ein kurzes, intensives Protokoll, das den Körper aus dem „Kampf-oder-Flucht“-Modus holt. Die Kombination aus kurzer, intensiver Bewegung, Haltungsänderung und gezielter Atmung ist hierfür extrem effektiv.

Das folgende 7-Minuten-Protokoll kann diskret im Treppenhaus oder einem leeren Büro durchgeführt werden. Es nutzt physiologische Mechanismen, um die Stresshormone Adrenalin und Cortisol abzubauen und das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, das für Ruhe und Erholung zuständig ist. Der Treppensprint verbraucht überschüssige Energie, das Power-Posing beeinflusst nachweislich den Hormonspiegel positiv, und die Bauchatmung senkt die Herzfrequenz.

  1. Minute 1-3: Treppenhaus-Sprint. Gehen Sie zügig zwei Stockwerke hoch und langsam wieder herunter. Wiederholen Sie dies, bis drei Minuten um sind. Die kurze, intensive Belastung baut Adrenalin ab.
  2. Minute 4-5: Power-Posing. Suchen Sie sich einen ungestörten Ort (z.B. eine Toilette) und nehmen Sie für zwei Minuten eine selbstbewusste Haltung ein: Brust raus, Schultern zurück, Hände in die Hüften gestemmt.
  3. Minute 6: Tiefe Bauchatmung. Atmen Sie für 60 Sekunden nach dem 4-4-4 Rhythmus: 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden die Luft anhalten, 4 Sekunden langsam ausatmen.
  4. Minute 7: Sensorischer Reiz & Dehnung. Lassen Sie für 30 Sekunden kaltes Wasser über die Innenseite Ihrer Handgelenke laufen und dehnen Sie anschliessend sanft Ihren Nacken von einer Seite zur anderen.

Der Grund, warum ein solches Protokoll so gut funktioniert, liegt in seiner Verlässlichkeit. Es bietet in einer unkontrollierbaren Situation eine kontrollierbare Handlung. Wie Experten betonen, ist dies ein zentraler Mechanismus des Stressmanagements:

Struktur und Routine wirken wie ein Gegenmittel auf Stress. Wer bekannten Handlungsmustern folgt, fühlt sich selbst sicherer.

– Experteer Magazin, Stress-Management: Keine Zeit für Burnout

Das Wichtigste in Kürze

  • Messen Sie Ihr Wohlbefinden systematisch an festen Wochentagen, um blosse Gefühle durch harte Daten zu ersetzen.
  • Identifizieren und ersetzen Sie intuitive, aber falsche Bewältigungsstrategien (z.B. Perfektionismus) durch gezielte Mikro-Interventionen.
  • Nutzen Sie bewusste Rituale für den „Modus-Wechsel“ zwischen Arbeit und Privatleben, um eine echte mentale Erholung zu ermöglichen.

Ganzheitlicher Ansatz in der Schweiz: Warum isolierte Massnahmen nur 30% Ihrer Gesundheitsziele erreichen?

Viele Manager versuchen, ihr Wohlbefinden mit isolierten Massnahmen zu verbessern: Sie fangen an zu joggen, laden sich eine Meditations-App herunter oder versuchen, sich gesünder zu ernähren. Obwohl jede dieser Massnahmen für sich genommen positiv ist, scheitern sie oft, weil sie nur einen Teil eines komplexen Systems adressieren. Ihr Wohlbefinden ist wie ein Stuhl mit vier Beinen: physische Gesundheit (Bewegung, Ernährung), mentale Gesundheit (Stressmanagement, Fokus), soziale Gesundheit (Beziehungen, Gemeinschaft) und Erholung (Schlaf, Pausen). Wenn ein Bein zu kurz ist, wackelt der ganze Stuhl, egal wie stark die anderen Beine sind.

Wenn Sie beispielsweise unter chronischem Schlafmangel leiden, wird auch das intensivste Sportprogramm Ihre Energiereserven nicht wieder auffüllen. Wenn Sie sich sozial isoliert fühlen, kann auch die perfekteste Ernährung das Gefühl der Leere nicht kompensieren. Ein ganzheitlicher Ansatz bedeutet, das schwächste Glied in Ihrer Kette zu identifizieren und gezielt zu stärken. Die Daten, die Sie durch das regelmässige Messen Ihres Wohlbefindens (siehe erster Hebel) sammeln, sind hierfür der entscheidende Wegweiser. Zeigen Ihre Notizen, dass Ihr Stresslevel immer nach Interaktionen mit bestimmten Personen steigt? Dann liegt Ihr Hebel im sozialen Bereich. Fällt Ihr Energielevel jeden Mittwochnachmittag ins Bodenlose? Dann müssen Sie Ihre Pausen- und Ernährungsstrategie zur Wochenmitte überprüfen.

In einem wirtschaftlich angespannten Umfeld, in dem selbst in der stabilen Schweiz der psychische Druck zunimmt – aktuelle SECO-Daten zeigen für 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenquote –, wird ein robustes, ganzheitliches Wohlbefinden vom „Nice-to-have“ zur grundlegenden beruflichen Notwendigkeit. Isolierte Schnellschüsse bringen nur kurzfristige Linderung. Nur wenn Sie alle vier Bereiche im Blick behalten und Ihre Anstrengungen auf Ihre persönliche Schwachstelle konzentrieren, erzielen Sie nachhaltige Ergebnisse.

Der erste Schritt ist nicht der grösste, sondern der gezielteste. Beginnen Sie noch heute damit, Ihren Wohlbefindens-Puls zu messen, um endlich datengestützte statt gefühlsbasierte Entscheidungen für Ihre Gesundheit zu treffen.

Geschrieben von Andrea Brunner, Andrea Brunner ist diplomierte Sportpsychologin FSP mit 12 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Leistungssportlern und berufstätigen Menschen mit Burnout-Symptomatik. Sie leitet eine Praxis für Sportpsychologie in Basel und ist zertifizierte EMDR-Therapeutin für sportbezogene Traumata.